Netzwerken unter Gründern
Über den Dächern von Rottweil: Das IHK Gründergrillen

Das IHK-Gründergrillen initiiert durch die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg unter der Leitung von Marcel Trogisch (von links) und Marlene Roming, zusammen mit Thomas Makosch, Gastgeber und Geschäftsführer des beach0741, und ich - Timon Dürr - als Keynote-Speaker und Moderator des Abends - Bild von David Bendisch
Von Timon Dürr | 04.10.2025
Ein lauer Spätsommerabend, rund 40 Gründerinnen und Gründer und der Duft von frisch Gegrilltem – das IHK-Gründergrillen in Rottweil bot vergangene Woche die perfekte Kulisse für Austausch, Inspiration und neue Kontakte. Eingeladen hatte die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg im Rahmen des Gründernetzwerks. Ort des Geschehens: das Beach 0741, eine Location mit Weitblick über die Dächer der ältesten Stadt Baden-Württembergs. Für die kulinarischen Akzente sorgten die „Genussmomente“ aus Villingen, die den Abend mit einem feinen Grillbuffet begleiteten.
Anmoderiert wurde die Keynote von Marlene Roming aus dem Team der Unternehmensförderung der IHK um Marcel Trogisch. Sie leitete charmant zu meinem Impuls über, der die zentrale Frage stellte: Wie gelingt es, gute Geschäftsbeziehungen aufzubauen, zu pflegen und nachhaltig zu gestalten?
Beziehungen folgen psychologischen Mustern
Meine Keynote stand unter dem Titel „Networking und Social Capital“ und griff dabei auf psychologische Erkenntnisse zurück. Denn Beziehungen – ob privat oder geschäftlich – funktionieren nach ähnlichen Mustern. Ein zentrales Modell, das ich vorstellte, ist das SCARF-Modell des Neurowissenschaftlers David Rock.
SCARF steht für Status, Certainty, Autonomy, Relatedness und Fairness – fünf Grundbedürfnisse, die in jeder sozialen Interaktion eine Rolle spielen:
- Wir fragen uns, welchen Status jemand in Bezug auf uns hat.
- Wir wünschen uns Sicherheit (Certainty) in der Begegnung.
- Wir möchten Autonomie bewahren und uns nicht übergangen fühlen.
- Wir suchen nach Verbundenheit (Relatedness).
- Und wir achten auf Fairness im Umgang.
Dass diese Mechanismen auch in alltäglichen Situationen wirken, zeigte ich mit einer Anekdote: Auf einer Party kommt früher oder später fast immer die Frage: „Und was machst du so?“ Dahinter steckt nicht bloße Neugier, sondern die Suche nach Orientierung: Welchen Status, welche Relevanz hat mein Gegenüber?
Und selbst wenn eine Kontaktaufnahme einmal nicht erwidert wird, kann man die Situation positiv reframen – indem man den Mut zur Ansprache würdigt und die Tür für eine spätere Begegnung offenhält. So bleibt Beziehungspotenzial erhalten, anstatt dass es sich in Enttäuschung verflüchtigt.
Vom Impuls zur Interaktion
Nach den theoretischen Impulsen ging es ans Erleben: Mit einem eigens entwickelten virtuellen Kartensatz leitete ich ins sogenannte „Netzwerklotto“ über. Die Teilnehmenden wurden in Kleingruppen eingeteilt und erhielten Fragen, die zu echten Gesprächen einluden – jenseits von Smalltalk. Die Karten waren auf meiner Website hinterlegt, sodass ein lebendiges, digitales Set an Impulsfragen entstand.
Das Ergebnis: Wo zu Beginn noch klassische Kennenlerngespräche dominierten, entwickelten sich schon bald intensive Diskussionen. Menschen, die sich vorher nie begegnet waren, vertieften sich in gemeinsame Ideen, Visionen und Herausforderungen.

Bild von David Bendisch
Inspiration, die verbindet
Theorie erzählt in Geschichten kann inspirierend wirken. Zumindest gingen die Gründerinnen und Gründer in den Netzwerkrunden sichtlich spürbar auf. Gespräche dauerten weit über das offizielle Programm hinaus, bis tief in die Dunkelheit hinein. Mit einem Augenzwinkern lässt sich sagen: Zwischen Drinks und Grillbuffet wurden bereits erste Geschäftsmodelle entworfen, Ideen gesponnen und Produkte gebrainstormt.
Das Besondere war nicht nur der Austausch selbst, sondern die Art, wie er entstand: offen, authentisch, empathisch. Genau darin liegt die eigentliche Botschaft: Geschäftsbeziehungen funktionieren dann, wenn wir sie so pflegen wie private – mit Authentizität, Empathie und dem Wunsch, dem anderen etwas Gutes zu tun.
Fazit und Ausblick
Das Gründergrillen in Rottweil war damit mehr als ein geselliger Abend: Es war ein Beleg dafür, wie wertvoll Formate sind, die Inspiration mit Interaktion verbinden. Denn wenn wir verstehen, welche psychologischen Faktoren Beziehungen tragen, können wir Netzwerke aufbauen, die nicht nur Kontakte, sondern echtes „Social Capital“ schaffen. Danke an alle die da waren, an die tolle Gastfreundschaft und das fantastische Essen von den Genussmomenten hier in Villingen.
Wer Lust hat, dieses Prinzip auch im eigenen Team oder in der eigenen Organisation zu erleben – sei es durch Keynotes, Workshops oder moderierte Netzwerkrunden – ist herzlich eingeladen, HIER den nächsten Schritt zu gehen. Denn verborgenes Potenzial wartet darauf, in Wirkung übersetzt zu werden.