Praxis Use-Case: Der KI-Explorer
Wie Künstliche Intelligenz den Arbeitsalltag verändert – und was wir daraus lernen können

Von Timon Dürr | 13.08.2025
Die Arbeitswelt steht an einem Wendepunkt. Mit dem rasanten Aufstieg generativer KI-Modelle wie ChatGPT, DeepSeek oder Perplexity stellt sich nicht mehr die Frage, ob Künstliche Intelligenz (KI) Einzug in den Berufsalltag hält – sondern wie wir sie sinnvoll und verantwortungsvoll integrieren. Genau hier setzte der Workshop „KI Explorer“ an, der in Kooperation mit dem Technologiezentrum St. Georgen und der PE Stiftung kurz vor der Sommerpause veranstaltet wurde.
Im Zentrum stand die berufsnahe Anwendungspraxis: Wie lassen sich Tätigkeiten in Organisation, Informationsverarbeitung und Wissensarbeit durch KI anreichern, um Qualität und Produktivität zu steigern? Die Teilnehmenden – Fach- und Führungskräfte aus unterschiedlichsten Branchen – erhielten nicht nur einen Überblick über aktuelle Studien und Trends, sondern auch konkrete Techniken zur Integration von KI in ihre Arbeitsrealität. Besonders praxisnah: die Einführung in das sogenannte Prompting, also die gezielte Steuerung von KI-Systemen durch Spracheingaben.

Ein zentrales Thema der Diskussion war die Frage nach der Zukunft menschlicher Arbeit. Wird KI den Menschen ersetzen? Als Wirtschaftspsychologe war es mir wichtig, hier einzuordnen: Wir neigen dazu, in Extremen zu denken – Schwarz oder Weiß, Mensch oder Maschine. Doch Intelligenz ist ein Set an Fähigkeiten. Und wie das Feuermachen oder Jagen, das früher überlebenswichtig war und heute kaum noch jemand beherrscht, werden auch bestimmte kognitive Fähigkeiten künftig weniger gefragt sein. Das bedeutet nicht Verlust, sondern Transformation.
Diese Perspektive wird durch aktuelle Forschung gestützt. Die Studie der Uni Konstanz aus dem Jahr 2025 zu KI am Arbeitsplatz zeigt: Die Nutzung von KI ist innerhalb eines Jahres um 11 Prozentpunkte gestiegen – besonders stark in wissensintensiven Berufen. Gleichzeitig bleibt die Unsicherheit hoch: Ein Drittel der Beschäftigten kann nicht einschätzen, welche Folgen KI für ihre Arbeit haben wird. Die Studie warnt zudem vor einer wachsenden Kluft zwischen Bildungsgruppen – Beschäftigte mit hohem Bildungsabschluss nutzen KI mehr als dreimal so häufig wie jene mit niedrigem Abschluss.

Der Workshop „KI Explorer“ hat gezeigt, dass es möglich ist, diese Kluft zu überbrücken – durch Aufklärung, praktische Anwendung und kritische Reflexion. Denn nur wer versteht, wie KI funktioniert, kann sie auch sinnvoll nutzen. Und nur wer sich aktiv mit ihr auseinandersetzt, bleibt handlungsfähig in einer sich wandelnden Arbeitswelt.
Bilder zwei und vier (von oben) von Dorothea Fichter-Fechner von in puncto content