Von Ameisen lernen – Recycling, Sinn und Innovation

Ein Bericht über eine Unternehmerin, die Kreislaufwirtschaft neu denkt – und dabei auf Teamgeist, Geschichten und globale Visionen setzt.

Von Timon Dürr | 19.09.2025


St. Georgen im Schwarzwald. Ein Ort, der auf den ersten Blick nicht nach internationaler Innovationsschmiede aussieht. Doch genau hier entsteht etwas, das weit über die Region hinausstrahlt. In der aktuellen Folge meines Podcasts Zukunftsgefährten spreche ich mit Tanja Hezel – Unternehmerin, Netzwerkerin und Visionärin. Ihr Thema: Recycling. Aber nicht so, wie man es kennt.


Eine Branche im Wandel – und eine Frau, die sie mitgestaltet

Recycling gilt gemeinhin als trockenes Terrain. Gesetzesgetrieben, technisch, oft unsichtbar. Für viele ist es schlicht die Müllabfuhr. Für Tanja Hezel ist es das Gegenteil: ein emotionales, sinnstiftendes Feld, das Menschen verbindet und Zukunft gestaltet. In unserem Gespräch wird schnell klar: Sie denkt Kreislaufwirtschaft nicht nur wirtschaftlich, sondern menschlich.


Tanja ist in einem Familienbetrieb groß geworden, der sich seit Generationen mit Schrott und Wiederverwertung beschäftigt. Ihr Großvater begann nach dem Krieg mit dem Sammeln von Altmetall – eine Geschichte, die sich wie ein roter Faden durch ihre Biografie zieht. Doch der Weg ins Unternehmen war nicht vorgezeichnet. Nach einem internationalen BWL-Studium und Stationen in Spanien und der Automobilbranche führte sie eine persönliche Entscheidung zurück in den Schwarzwald – und in die Geschäftsführung des Familienbetriebs.

Die Ameise als Symbol – und als Prinzip

Was Tanja auszeichnet, ist ihre Fähigkeit, komplexe Themen in Geschichten zu verpacken. Eine davon ist die der Ameise. Was zunächst wie ein Marketing-Gag begann wurde zur zentralen Metapher ihrer Arbeit. Die Ameise steht für Teamgeist, Effizienz, Nachhaltigkeit und Selbstorganisation. Eigenschaften, die nicht nur in der Natur, sondern auch in Unternehmen entscheidend sind.


„Die Ameise produziert keinen Müll, den die Natur nicht abbauen kann“, erzählt Tanja im Podcast. Sie erklärt, wie das Tier in ihrem Betrieb zum Leitbild wurde – als Plüschfigur für die Mitarbeitenden, als Reisebegleiter und Maskottchen für die Kunden, mit Prinzipien für die Organisation. Die Ameise wurde zur Brücke zwischen Technik und Menschlichkeit, zwischen Abfall und Sinn.


Innovation beginnt im Miteinander

Ein zentraler Gedanke, der sich durch das Gespräch zieht: Innovation entsteht nicht durch Maschinen, sondern durch Menschen. Tanja spricht über die Bedeutung von zwischenmenschlicher Zusammenarbeit, über Vertrauen, über das Teilen von Wissen. Sie sieht sich als Brückenbauerin – zwischen Generationen, zwischen Kulturen, zwischen Branchen.


Besonders eindrucksvoll ist ihre Haltung zur Unsicherheit. Nach 13 Jahren im Familienbetrieb entschied sie sich, ihre Rolle als Geschäftsführerin aufzugeben und neue Wege zu gehen. Ohne festen Plan, aber mit klarer Vision. „Unsicherheit ist Innovation“, sagt sie. Und meint damit nicht nur den Mut zur Veränderung, sondern auch die Fähigkeit, in schwierigen Zeiten neue Ideen zu entwickeln. Mit ihrem eigenen Unternehmen RecyclingManagemANT verwirklicht Sie nun die Ideen und Visionen, für die in den vergangenen Jahren keine Zeit blieb. 

Frauenwirtschaftsforum und globale Perspektiven

Ein weiteres Projekt, das Tanja mit Leidenschaft verfolgt, ist das Frauenwirtschaftsforum. Seit 2019 engagiert sie sich dort für Gleichberechtigung und Sichtbarkeit von Frauen in der Wirtschaft. Ihre Mission: Unternehmen erfolgreicher machen, indem sie die Stärken von Männern und Frauen bewusst kombinieren. Ihre Vision: Eine Welt, in der Frauen in Unternehmen mit dem gleichen Respekt behandelt werden wie Männer und Führung nicht vom Geschlecht, sondern von Kompetenz und Haltung bestimmt wird.


Doch Tanja denkt nicht nur regional. Ihre Reise zur weltweit bedeutendsten Entsorgungsmesse IFAT in Shanghai hat ihr gezeigt, wie unterschiedlich Recycling weltweit funktioniert – und wie viel Potenzial in globaler Zusammenarbeit steckt. Sie knüpft Kontakte nach Panama und Costa Rica, entwickelt Bildungsformate und Geschichten, die auch Kinder erreichen sollen. Auf das Kinderbuch, in dem ein kleines Alu-Spänchen namens „Spanuel“ sich auf die Reise ins Recycling macht und sich am Ende der Geschichte auf ein neues Leben als Fahrrad, Alufelge oder gar Teil einer Raumfähre freut, dürfen wir jetzt schon gespannt sein.  Ihr Ziel: Kreislaufwirtschaft verständlich machen – für alle.


Der Jakobsweg als Wendepunkt

Ein besonders persönlicher Teil der Folge ist Tanjas Bericht über den Jakobsweg. Über 800 Kilometer zu Fuß, allein, mit dem Ziel Santiago de Compostela. Für sie war es nicht nur eine körperliche Herausforderung, sondern auch die Erfüllung eines lang gehegten Traums. Sie spricht über Durchhaltevermögen, über Begegnungen, über das Vertrauen, dass alles gut wird. Und sie zieht Parallelen zum Unternehmertum und dem wahren Leben: Sich Ziele setzen und dann Schritt für Schritt gehen. Nicht zu viel auf einmal wollen, sondern den Dingen auch mal ihren Lauf lassen.

Eine Folge voller Impulse

Die Podcastfolge mit Tanja Hezel ist keine klassische Unternehmergeschichte. Sie ist ein Gespräch über Werte, Wandel und Visionen. Über die Kraft von Geschichten, die Bedeutung von Gemeinschaft und die Möglichkeiten, die entstehen, wenn man mutig ist. Wer zuhört, bekommt keine fertigen Antworten – sondern viele gute Fragen. Und vielleicht auch Lust, selbst ein bisschen wie eine Ameise zu denken: gemeinsam, nachhaltig, mit Sinn.


🎧 Jetzt reinhören:
Die Folge „Von Ameisen lernen – Recycling, Sinn und Innovation mit Tanja Hezel“ ist ab sofort auf allen Podcast-Plattformen verfügbar.


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