Wie Startup-DNA aussieht
Einblicke aus dem Podcast mit Vincent Ramm über Unternehmertum, Fehlerkultur und die Realität hinter dem Gründen
Von Timon Dürr | 29.08.2025
Die Berliner Startup-Welt ist ein Ort, an dem Ideen auf Geschwindigkeit treffen und Scheitern nicht das Ende, sondern oft der Anfang ist. Im Gespräch mit Vincent Ramm, Gründer von Destination Germany, wird deutlich, wie vielschichtig die Realität hinter dem Gründertum ist – und wie sehr sie vom passenden Mindset geprägt wird.
Vincent beschreibt die Szene als offen und kollegial. Gründer begegnen sich dort weniger mit Konkurrenzdenken, als vielmehr mit Interesse an den Herausforderungen der anderen. Probleme werden geteilt, Erfahrungen offen ausgesprochen. Diese Kultur des Austauschs schafft Vertrauen und fördert gemeinsames Lernen – ein Aspekt, von dem etablierte Unternehmen lernen können.
Besonders eindrücklich ist Vincents Blick auf die Fehlerkultur. Während Startups nach außen häufig als Erfolgsgeschichten erscheinen, herrscht intern eine bemerkenswerte Bereitschaft, Fehler zuzulassen und daraus zu lernen. Entscheidungen werden schnell getroffen, neue Ideen rasch getestet. Diese Geschwindigkeit ist ein Vorteil gegenüber großen Organisationen, bringt aber auch Unsicherheit mit sich. Vincent betont, dass es nicht darum geht, ob Startups besser oder schlechter sind als Konzerne – sondern darum, wie gut das Team funktioniert und wie offen es mit Rückschlägen umgeht.

Gründen heißt auch: sich selbst kennen
Im weiteren Verlauf des Gesprächs sprechen wir über die psychologischen Aspekte des Unternehmertums. Vincent hebt hervor, wie wichtig intrinsische Motivation ist – also der innere Antrieb, der über kurzfristige Erfolge hinaus trägt. Ob es die Freude an der Arbeit ist oder der Wunsch, gesellschaftlich etwas zu bewegen: Das persönliche „Warum“ entscheidet oft darüber, wie lange jemand durchhält.
Auch Ängste und Unsicherheiten gehören zum Alltag von Gründerinnen und Gründern. Vincent empfiehlt, sich gut vorzubereiten und dann entschlossen zu handeln. Die Angst vor Misserfolg lässt sich nicht ausschalten, aber sie kann durch realistische Einschätzung und mentale Stärke relativiert werden. Timing spielt ebenfalls eine Rolle: Der richtige Moment für die Selbstständigkeit hängt von der eigenen Reife, den Marktbedingungen und den persönlichen Zielen ab.
Ein zentrales Thema ist zudem die Marktvalidierung. Vincent plädiert dafür, möglichst früh mit potenziellen Kunden zu sprechen und erste Umsätze zu generieren – statt sich zu lange mit Produktdetails aufzuhalten. Die Realität zeigt, dass vermeintlich notwendige Features nicht gebraucht werden, während andere, unerwartete Lösungen großen Zuspruch finden. Diese Erkenntnis ist Teil eines iterativen Prozesses, der nicht nur das Produkt, sondern auch die Gründerpersönlichkeit formt.

Destination Germany – ein Beispiel für fokussiertes Unternehmertum
Vincent erzählt auch von der Gründung und Entwicklung seines Unternehmens Destination Germany. Die Idee entstand aus persönlichen Erfahrungen im internationalen Recruiting und dem Wunsch, ein gesellschaftlich relevantes Problem zu lösen: die Integration ausländischer Fachkräfte. Gemeinsam mit seinem Mitgründer Chandra, der eigene Migrationserfahrungen einbringt, entwickelte Vincent ein Full-Service-Modell – von Visum über Wohnungssuche bis zur Betreuung im Alltag – und das direkt aus Freiburg, dem Standort seiner Firma.
Besonders bemerkenswert ist die strategische Entscheidung, sich auf Pflege und Handwerk zu spezialisieren. Diese Fokussierung bedeutete zunächst den Verzicht auf Umsatz, brachte aber Klarheit und Effizienz. Vincent beschreibt offen die schwierige Anfangsphase ohne Investoren und Umsätze – und wie wichtig es ist, in solchen Momenten Durchhaltevermögen zu zeigen und sich nicht von äußeren Erwartungen treiben zu lassen.
Das Gespräch mit Vincent ist ein praktischer Einblick in die Realität des Gründens – mit all ihren Höhen und Tiefen. Wer sich für die Mechanismen hinter Innovation, für die psychologische Tiefe des Unternehmertums und für die Frage interessiert, wie man aus einer Idee ein tragfähiges Geschäftsmodell macht, wird im Podcast viele wertvolle Impulse finden.