Als Vorbilder zusammen eine Richtung gehen
Ein Praxis-Use-Case für laterale Führung und gemeinschaftliche Ausrichtung
Von Timon Dürr | 16.06.2025
Ein Praxis-Use-Case für laterale Führung und gemeinschaftliche Ausrichtung
Führung ohne disziplinarische Macht – dafür mit Haltung, Vertrauen und Klarheit.
Im Frühjahr 2025 fand ein besonderer Workshop mit Führungskräften einer großen Bildungsinstitution statt. Unter dem Titel „Als Vorbilder zusammen eine Richtung gehen“ kamen disziplinarisch unabhängige Führungspersönlichkeiten zusammen, um sich als Führungsteam zu synchronisieren, ihre Perspektiven zu teilen und gemeinsam ein Leitbild zu entwickeln.
Laterale Führung als Kraftquelle
Die Herausforderung: Die Teilnehmenden führten jeweils eigene Teams – zwischen fünf und dreißig Personen – ohne formale Weisungsbefugnis untereinander. Umso wichtiger war es, eine gemeinsame Basis zu schaffen, die auf Vertrauen, Verständigung und gegenseitiger Orientierung beruht.
Ziel des Workshops war es, eine gemeinsame Marschrichtung zu formulieren, Raum für offene Aussprache zu schaffen und sich im Führungskreis als echtes Team zu begreifen – jenseits von Hierarchie, aber mit umso mehr Verantwortung.
Methodik: Leitbildentwicklung durch Erfahrungswissen
Im Zentrum stand die ko-kreative Entwicklung eines Leitbilds, das nicht auf abstrakten Formulierungen, sondern auf gelebtem Erfahrungswissen basierte. In einem moderierten Prozess wurden persönliche Geschichten, Motivationen und Zielbilder ausgetauscht – und Schritt für Schritt zu einem gemeinsamen Narrativ verdichtet.
Ein besonderer Aha-Moment: Die Erkenntnis, dass man gar nicht so weit voneinander entfernt ist. Im Gegenteil – durch die Offenheit im Austausch wurde deutlich, wie viel gemeinsame Haltung bereits vorhanden war. Diese neue Klarheit schuf Vertrauen – und eine spürbare Aufbruchstimmung.
Atmosphäre und Wirkung
Was zunächst mit einer gewissen Zurückhaltung begann, entwickelte sich im Verlauf des Workshops zu einer offenen, motivierenden und verbindenden Atmosphäre. Die Teilnehmenden begegneten sich auf Augenhöhe, hörten einander zu – und begannen, sich als echtes Führungsteam zu verstehen.
Am Ende stand nicht nur ein gemeinsames Leitbild, sondern auch ein starkes Gefühl von Zusammenhalt und Verantwortung. Die Rückmeldungen waren eindeutig: Der Workshop hatte nicht nur inhaltlich, sondern auch emotional Wirkung entfaltet.
Konkrete Ergebnisse und nächste Schritte
Aus dem Workshop ging ein ko-kreativer Schulungsplan hervor, der die entwickelten Inhalte aufgreift und in Form von Impulsen und Moderationselementen weiterträgt. Die Führungskräfte selbst übernehmen dabei Verantwortung für die Umsetzung – ein starkes Zeichen für gelebte Selbstorganisation.
Persönliche Erkenntnis
Laterale Führung braucht keine formale Macht – sie braucht Vertrauen, Klarheit und gemeinsame Ausrichtung. Dieser Workshop hat gezeigt, wie viel Kraft in einem solchen Prozess liegt – und wie viel Potenzial darin steckt, wenn Führung nicht von oben, sondern aus der Mitte heraus gestaltet wird.
Kollaboration als Zukunftskompetenz
Gerade in komplexen, dynamischen Organisationen wird laterale Führung zur Schlüsselkompetenz. Der Workshop hat gezeigt, dass wirksame Zusammenarbeit nicht an formale Macht gebunden ist, sondern an Vertrauen, klarer Blickrichtung und gemeinsamer Ausrichtung.
Die Fähigkeit, sich als Führungsteam zu synchronisieren, Verantwortung zu teilen und gemeinsam zu gestalten, ist eine zentrale Future Skill – insbesondere in Zeiten, in denen Hierarchien zunehmend durch Netzwerke und Kooperation ersetzt werden. Der Aufbau solcher kollaborativer Strukturen ist kein „Soft Skill“, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor für zukunftsfähige Organisationen.